Chûroku IV (* 1922) führt die alte Tradition der Shigaraki-Keramiken fort. Diese wurden von dem Teemeister Murata Jukô (1422–1502) als erstes unglasiertes Steinzeug für die Teezeremonie ausgewählt. Wie bei diesem Wassergefäß (mizusashi) entfaltet sich die Anmut und Kraft der Shigaraki-Ware erst im subtilen Zusammenspiel zwischen der dem Feuer abgewandten, rotbraun gebrannten Gefäßpartie, der bernsteinfarbenen Ascheanflugglasur (shizen-yû) und den im Brand zu sternartigen Kristallen (hoshi) ausbrechenden Pegmatiteinschlüssen. Während die dicken, verkrusteten Brandspuren (koge) dem Gefäß eine eigentümliche Patina und den Ausdruck von Vergänglichkeit verleihen, gibt ihm der expressiv verlaufende Glasurfluss (bîdoro) Lebendigkeit. Verstärkt durch die Unvollkommenheit symbolisierende, beim Brand eingefallene Gefäßpartie, entsprechen diese Charakteristiken ganz dem Ideal der wabi-sabi-Ästhetik, einer Würdigung von Einfachheit, Natürlichkeit und Vergänglichkeit. Zudem bewirkt der Kontrast des Lackdeckels zum rauen Shigaraki-Scherben eine starke Ausdruckssteigerung. (Text: Christine Klenke)
Schenkung aus der Sammlung M. und G. Czichon, 2009.